Aufstellung der Dinge

Aus der Werkreihe Memorabilien 2024

Sammlung an geretteten persönlichen Gegenständen, Vitrinen, Klang und Prints.

Stimme: Verena Dürr 

Technisch-künstlerische Unterstützung: Gerald Roßbacher 

 

Vor einigen Jahren zerstört ein Brand den Wohn- und Arbeitsraum der Künstlerin Lisa Truttmann. Dabei vernichten und verformen zuerst das Feuer und anschließend das Löschwasser einen Großteil ihrer Besitztümer, künstlerischen Arbeiten und Materialien. Das Wasser spielt dabei eine Doppelrolle, einerseits als effektives Mittel gegen die Flammen, andererseits als zerstörerische, willkürliche Kraft. Viele Stoffe reagieren hochempfindlich auf Feuchtigkeit, besonders digitale Archive auf Festplatten nehmen davon großen Schaden. Seit diesem einschneidenden Ereignis beschäftigt sich die Künstlerin verstärkt mit der Beziehung zwischen Menschen und Dingen. Sie denkt darüber nach, wie Biografien von Objekten mit Lebensgeschichten von Menschen verknüpft sind. Sie stellt Fragen wie: Welche Bedeutung haben bestimmte Gegenstände für uns? Welche Erinnerungen bleiben in ihnen gespeichert? Und wie wird ein Ding zum (Kunst-)Objekt? 

 

Truttmann zeigt nun erstmals eine Auswahl der Objekte, die sie bergen konnte. Darunter befinden sich ein halb verkohltes, zur Skulptur verformtes Buch oder angeschmolzene Videokassetten. Ausgestellt werden sie auf Podesten unter Glas – eine Präsentationsform, die an Museen erinnert und den Eindruck der Objekthaftigkeit weiter verstärkt.  

 

Truttmann stellt einige wenige gerettete Memorabilien einer abstrakten Menge von unwiederbringlich verlorenen Gegenständen gegenüber. Auf akustischer Ebene läuft eine Aufzählung des Inventars, das sich während des Brandes in der Wohnung befand; durch die zunehmende Überlagerung der Tonspuren (Stimme: Verena Dürr) verdichtet, macht sie die Abwesenheit spürbar.  

    © Elsa Okazaki

    Lisa Truttmann (1983, St. Pölten) ist eine in Wien lebende Künstlerin und Filmemacherin. In ihrer künstlerischen Praxis verbindet sie dokumentarische, essayistische und poetische Methoden, um die Soziologien und Ökologien von Landschaften und Architekturen zu untersuchen. Sie interessiert sich für die Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren sowie für deren Interaktionsräume. Truttmann versteht ihren subjektiven Blick als Annäherung und betrachtet ihren künstlerischen Prozess als Versuch, komplexe Systeme spielerisch zu begreifen. Assoziativ verschränkt sie gesammeltes Material in Bild, Ton und Text sowie Objekte in Installationen und rhythmischen Montagen. Zwischen Kino und Ausstellungsraum oszillierend, reflektieren ihre Arbeiten stets die Sprache ihres Mediums. Lisa Truttmann studierte Transmedia Art an der Universität für angewandte Kunst Wien und Film/Video am California Institute of the Arts, wo sie ihren ersten essayistischen Spielfilm Tarpaulins (2017) drehte.

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