Klara Hobza
Felsbild in der Traisen (Petroglyph in the Traisen), 2024
Graffiti-Landkarte und ägyptischer WasserpegelFür das neue Kapitel ihres laufenden Projekts Diving through Europe tritt Klara Hobza in einen Dialog mit den St. Pöltner Graffiti-Künstler:innen m.i.u._madeinuniverse und 3rd.layer. Basierend auf einer fiktiven Szene, erarbeiten sie gemeinsam eine kartografische Zeichnung:
- Gefangen in ihren erbarmungslosen Stromschnellen, trägt die Traisen Klara mit sich in Richtung St. Pölten. Ihr Wasserstand steigt rasant und ihre Kraft macht dem keltischen Ursprung ihres Namens „die Schnelle“ alle Ehre. Von den gegen Norden fließenden Wassermassen mitgespült, trifft Klara auf einen einheimischen/eine einheimische Taucher:in, der/die ihr hilft, ihren ursprünglichen Weg wieder fortzusetzen.
- „Du musst jetzt hier weiter“, zeigt der/die Taucher:in ihr die Richtung an.
- In einem Dialog, der sich unter Wasser entspinnt, deutet der/die Taucher:in auf einen Brückenpfeiler, auf dem Klara kartografische Markierungen entdeckt. Unter den diversen Symbolen kann sie ein Zeichen erkennen, das in Richtung des Schwarzen Meeres weist und ihr hilft, sich zu orientieren. Mit sinkendem Wasserspiegel der Traisen wird eine Gesteinsformation sichtbar, und es gelingt, die in den Felsen geritzten Symbole zu untersuchen und ihre historische Bedeutung als Navigationshilfe für Taucher:innen und Wasserwesen zu eruieren.
2009 startete Klara Hobza eine ambitionierte Odyssee durch Europas Flusssysteme, die sie mit Tauchausrüstung von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer führen soll. Die Reise begann in den Niederlanden in der Nähe von Rotterdam, wo der Rhein in die Nordsee mündet, ging weiter im Rhein bis nach Mainz und anschließend über den Main in den Main-Donau-Kanal. Von dort wird sie ihre Expedition in der Donau durch Süddeutschland, Österreich, Ungarn, Serbien und Rumänien bis zu ihrem Ziel fortsetzen: dem Schwarzen Meer in der Umgebung von Constanța. Dieses ehrgeizige Vorhaben wird sich in etwa über 30 Jahre erstrecken. Nach dreijährigem, intensivem Training fiel 2012 der Startschuss für die Tauchreise von der Nordsee den Rhein hinauf in Richtung Südosten.
Die Erfahrungen, die die Künstlerin auf dieser Reise sammelt, dienen ihr als Rohmaterial, das sie in der Folge mit den verschiedensten Medien bearbeitet. Als Klara uns im Juni 2023 in Berlin ihre Diving through Europe-Route vorstellte, sagte sie einen Satz, der immer noch nachhallt: „Ich schwimme mit künstlerischer Geschwindigkeit, es geht mir nicht darum, Rekorde zu brechen.“
Klara Hobza (1975, Pilsen, Tschechische Republik) lebt und arbeitet in Berlin und Paris. Ihre Arbeit umfasst Performance, Video, Zeichnung und Skulptur und wird konzeptionell durch Narrationen von selbst auferlegten Bemühungen zusammengehalten. In ihren vielschichtigen Arbeiten fängt Klara Hobza natürliche Dinge auf analytische und oft auch humorvolle Weise ein, während sie einen roten Faden beibehält, der den Sinn für Entdeckungen, Verspieltheit und Wunder verbindet. Hobza, die bei Mark Dion an der Columbia University in New York studiert hat, beschäftigt sich in ihren Werken und Projekten intensiv mit der Natur, wobei sie ein starkes Interesse an der Tierwelt und ein investigatives Spiel mit den Grenzen der Wissenschaft zeigt. Während Zeichnungen eine immer wichtigere Rolle in ihrer Praxis spielen, arbeitet die Künstlerin auch an langfristigen konzeptionellen Arbeiten wie ihrem Tauchprojekt. Zu Hobzas jüngsten Ausstellungen gehören unter anderem "The Breathing Trilogy" in Soy Capitán (Berlin, demnächst), "Interactions" in der Bundeskunsthalle Bonn (2023) und „Dem Wasser Folgen“ in der Kunsthalle Bielefeld (2022). Ihre Projekte wurden in einem breiten Spektrum von Kunst, Wissenschaft und Technologie bis hin zur allgemeinen Kultur diskutiert.