Filip Van Dingenen & Hélène Meyer
Riverbed Species Seaweed Banquet, 2024
Keramikskulpturen mit einer Glasur aus Seetang auf einer hölzernen StrukturAnlässlich der Eröffnung des Kunstparcours wird zu einem besonderen Brunch mit Speisen aus Algen sowie zur zeremoniellen Verkostung und zum Dialog eingeladen. Gastgeber sind der Verein Solektiv und die Platform for Algae Diplomacy, eine offene Initiative, die von einer Reihe von Meerespflanzen gemeinsam mit Kunstschaffenden, Aktivist:innen und anderen Lebewesen initiiert wurde. Auf dem Programm stehen neben der Verkostung von Algen auch Gespräche über die Anerkennung von deren Rechten und deren Seelen auf einer größeren ökologischen Landkarte. Wir erfahren mehr über ihr Verhältnis zu Flussalgen und – anhand des Flusses als pädagogisches Modell – über das Verhältnis zu einer Ökologie sensorischer Praktiken. Es werden Rituale ausgetauscht, Geschichten über Algen erzählt, und es wird darüber gesprochen, wie wichtig es ist, den vielen Stimmen dieses Planeten gleich viel Gewicht zu geben.
Der Brunch wird in eigens für den Sonnenpark kreierten Keramikgefäßen serviert, die sowohl dem Werte- als auch dem Ökosystem des Sonnenparks entsprechen. Die von lokalen Köch:innen (Doro Klaus) aus Algen zubereiteten Speisen werden begleitet von Geschichten aus Algen-Communitys rund um den Globus. Nach dem Brunch wird das Keramikgeschirr zur Installation, die zeitweilig wieder aktiviert werden kann.
Die Platform for Algae Diplomacy hat sich der Auseinandersetzung mit den Rechten und Seelen von Algen verschrieben und es sich zur Aufgabe gemacht, ihre unglaubliche, aber kaum gewürdigte Kraft einem breiteren Publikum zu vermitteln. So produzieren etwa mikroskopische Algen mehr als die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs: Mithilfe der Fotosynthese verwandeln sie Kohlendioxid in Biomasse und setzen Sauerstoff frei. Algen sind das am schnellsten wachsende Lebensmittel der Welt, sie finden Anwendung in der Umweltforschung und sind reich an bioaktiven Stoffen mit antiviralen, antimykotischen, antibakteriellen und antineoplastischen Eigenschaften. Algen sind die Lösung für ein dem Klimawandel angepasstes Nahrungsverhalten. Ein Brunch, eine Installation und Spaziergänge laden uns Menschen dazu ein, eine neue Allianz zu bilden mit diesen außergewöhnlichen Organismen, um der Entfremdung des modernen Lebens vom Kreislauf der Natur entgegenzuwirken.
(Joanna Warsza)
Besonderen Dank an Doro Klaus (Seedose / Odysee, St. Pölten) und Marion Aeby.
Hélène Meyer
Hélène Meyer (1993, Oupeye, BE) ist eine belgische Künstlerin, die in Brüssel lebt und arbeitet und an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen Malerei studierte. Sie widmet sich hauptsächlich der Malerei, Keramik und kollektiven Forschungsprojekten. Hélène Meyer ist seit 2020 Mitglied der Plattform für Algendiplomatie und kreiert "zeremonielle Bankette", performative Keramikinstallationen und Algenrezepte in Zusammenarbeit mit Brotbäckern, Künstlern, Wissenschaftlern und Algenpflückern. Ihre Arbeit wurde unter anderem bei Superdeals Brüssel, CC Strombeek Brüssel, Pilar ><crosstalks Universität Brüssel, Frans Masereel Centrum präsentiert.
Filip Van Dingenen
Filip Van Dingenen ist ein multidisziplinärer Künstler und Mitbegründer der Ecole Mondiale in Brüssel. Er war Forscher an der LUCA School of Arts in Gent/Brüssel und assoziierter Forscher am Laboratory of Education and Society an der KU Leuven. Er war Forscher an der Jan Van Eyck Academy (2013), Associate Artist in Residence mit Mark Dion am ACA (2008) und entwickelte Projekte im Rahmen von Artist Residency Programs am Irish Museum of Modern Art (2008), Wiels Art Center (2009), Banff Arts Center (2013), Center for Contemporary Art Ujazdowski Castle (2015) und arbeitete in Irland, Argentinien und Äquatorialguinea. Er hat zahlreiche Artikel für Zeitschriften und Magazine geschrieben und ist Autor mehrerer Künstlerbücher. Seine Werke und Performances wurden auf der 4. Istanbul Design Biennale (2018), Biennale de Casablanca (2018), LIAF, Norwegen (2017), Königliches Museum für Zentralafrika, Tervuren (2013), Museu da República, Rio de Janeiro (2009), Centro Cultural Español en Bata (2008), Santa Monica Art Center, Barcelona (2006), 7hours Haus19 - Humboldt Universität & Museum für Naturkunde Berlin (2005) präsentiert.