Traisen, She/Her, 2024

Recherchen und fotografische Beobachtungen zum Fluss Traisen

Der Auftrag, für diese Publikation eine Arbeit über die Traisen und ihre Mühlbäche zu machen, konfrontierte mich mit der grundlegenden Frage, was ein Fluss eigentlich ist. Ich wollte die Traisen porträtieren, fotografisch sichtbar machen. Dabei wurde mir bewusst, dass es unmöglich ist, dieses dynamische, sichtbar und unsichtbar agierende Gebilde zu fassen. Ähnlich unmöglich, so ahnte ich, wie zweimal in denselben Fluss zu steigen. 

 

Der ca. 80 km lange Fluss entspringt den Kalkalpen und mündet in die Donau, ist stark reguliert und wird intensiv genutzt. So speist die Traisen auch zwei Werksbäche bei St. Pölten und treibt zahlreiche Turbinen an. In den letzten Jahren erlebt sie teils neue Eingriffe in Form von Renaturierungsprojekten. 

 

Ich befasste mich mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit dessen, wie Fließgewässer, Grundwasser, Landschaft, Wetter, Mensch, Infrastruktur, Flora und Fauna in der Traisen zusammenspielen. Damit, wie diese wahrgenommen, genutzt und die von ihnen geschaffenen Räume überformt werden. Traisen, She/Her basiert auf fotografischen Beobachtungen entlang des Flusses und Gesprächen mit Menschen, die an der Traisen leben, arbeiten, sie nutzen, umgestalten oder zu ihr forschen. Der „Traisen“ als Hyperobjekt auf der Spur, materialisierte sich meine Recherche in einem fotografischen Inventar verschiedenster Interaktionen, die zu der aktuellen Seinsform des Flusses beitragen. Die Recherche ist inspiriert vom Begriff der Hydro-Logik (nach Astrida Neimanis), der ein neues ontologisches Verständnis von Körpern und Gemeinschaft ermöglicht.

    Die Schweizer Künstlerin Regina Hügli (1975, Oxford, UK) lebt in Wien und arbeitet sowohl als Fotografin für Auftragsarbeiten als auch als Künstlerin, Kuratorin und Organisatorin interdisziplinärer Projekte. Sie schloss 2002 ihr Fotografie-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste ab, wo sie sich auf analoge und digitale fotografische Techniken und theoretische Ansätze zum Medium konzentrierte. Zudem studierte sie vergleichende Religionswissenschaft und Kunstgeschichte an den Universitäten in Bern und Zürich.

    In ihrer Arbeit verwendet Regina Hügli fotografische und filmische Techniken, um Fragen der Identität und Erinnerung, der Transformation und des Übergangs zu untersuchen. Sie arbeitet mit einem dokumentarischen und experimentellen Ansatz. Das Element Wasser ist zu einem besonderen Thema in ihrer Arbeit geworden. Dazu hat sie verschiedene interdisziplinäre Gruppenprojekte organisiert, die künstlerische und wissenschaftliche Ansätze umfassen. Sie hat zwei Bücher veröffentlicht, arbeitet als Kuratorin von Ausstellungen und organisiert bzw. moderiert Workshops und öffentliche Veranstaltungen. Ihre Wasser-Projekte verfolgen zunehmend einen aktivistischen Ansatz, der den anthropozentrischen Umgang mit der Natur in Frage stellt. Regina Hügli gründete 2022 zur Unterstützung ihres Engagements den Verein ONE BODY OF WATER. Im Jahr 2023 wurde sie mit dem Österreichischen Neptun-Staatspreis für Wasser in der Kategorie Kunst ausgezeichnet.

    Regina Hügli © Markus Bruckner
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